Afrikanische Bischöfe danken dem Papst für seinen Gebetsaufruf für den Frieden: „Gott erhört das Flehen seines Volkes“

22/02/2018 Löwen – Vor dem Hintergrund tragischer Konfliktsituationen in verschiedenen Teilen der Welt hat der Heilige Vater Franziskus die Katholiken zu einem besonderen Gebets- und Fastentag für den Frieden am 23. Februar, dem Freitag der ersten Fastenwoche, aufgerufen,. Der Papst hat darüber hinaus auch Nichtkatholiken und Nichtchristen eingeladen, sich der Initiative in der Form anzuschließen, die sie am geeignetsten halten.

Msgr. Timothée Bodika Mansiyai

In seiner Petition hat der Heilige Vater insbesondere seine Besorgnis für die Demokratische Republik Kongo (RDC) und für Südsudan hervorgehoben. In einem Gespräch mit der Internationalen Stiftung Kirche in Not erklären Bischof Timothée Bodika Mansiyai aus Kikwit, Kongo und Weihbischof Daniel Adwok von Khartum, Sudan das Drama, das ihr Volk zurzeit  erleidet.

„Der Heilige Vater kennt die tragische Situation gut, in der sich beide Länder befinden“, erklärt der kongolesische Bischof. „Der Papst wollte in die beiden Länder reisen, musste aber beide Reisen absagen, so Bischof Bodika. „Er konnte zwar persönlich die beiden Länder nicht besuchen, aber er begleitet uns geistig“. Bei seinem Besuch in der Kirche in Not-Zentrale dankte Bischof Bodika Papst Franziskus, der „die angespannte Lage der RDC sowie die Angriffe, unter denen die Priester, die Ordensfrauen und -männer sowie die katholischen Christen leiden, nächster genau verfolgt. Gott erhört das Flehen seines Volkes.“

Die Demokratische Republik Kongo wird von mehreren Konflikten erschüttert. Der Kampf um die Bodenschätze hat im Osten Kongos einen seit mehr als einem Jahrzehnt andauernden, grausamen Krieg verursacht. Seit 2016 kommt der Konflikt in der zentralen Region Kasai hinzu. Als wäre dies nicht genug, ist das Land von „einer allgemeinen Krise im Zusammenhang mit den politischen Anspannungen im Vorfeld der Parlamentswahl“ betroffen. Die Situation eskalierte in den letzten Monaten, als friedliche Demonstrationen von Regierungstruppen gewaltsam unterdrückt wurden, was zu Toten und zahlreichen Verletzten führte. Zu den Protestkundgebungen hatte der Koordinierungs-Laienausschuss (CLC) der Erzdiözese Kinshasa aufgerufen. Sie verlangten die Anwendung des Abkommens vom 31. Dezember 2016 (Silvester-Abkommen) sowie einen Wechsel in den politischen Institutionen des Staates.

Gebet und Fasten für die Bekehrung der Herzen

„Gebet und Fasten ist ein Aufruf zur Bekehrung der Herzen von uns allen, aber auch von den Politikern und den Regierenden“, sagt Bischof Bodika. „Sie haben vergessen, dass ihre Arbeit dem Dienst an der Nation und nicht einigen wenigen gelten sollte, während die restliche Gemeinschaft im Elend verharrt“. Laut dem Bischof „schreit“ das kongolesische Volk „aus Schmerz“. „Die internationale Gemeinschaft hört diesen Schrei aber nicht“. Allein in der Diözese Kikwit ist die Zahl der Binnenvertriebenen, die mit Wohnraum, Lebensmitteln, Gesundheits- und Schulleistungen versorgt werden müssen, auf 30.000 gestiegen. „Die Diözese Kikwit verfügt nur über beschränkte Finanzmittel, um mit dieser humanitären Notlage fertigzuwerden. Unsere Aufrufe, dieser Krise wirksam zu begegnen, wurden von den Behörden und den politischen Institutionen nicht erhört“, bedauert Bischof Bodika.

Im Südsudan herrscht der Terror

Weihbischof Daniel Adwok von Khartum in Sudan unterstreicht seinerseits im Gespräch mit Kirche in Not, „dass der Krieg im Südsudan in vielen Teilen des Landes Massenvertreibungen sowie die Zerstörung der Familienstrukturen und den Verlust der Achtung vor der Menschenwürde verursacht hat.“

In seiner Erklärung zur Lage im Land bedauert Bischof Adwok, dass „in Südsudan der Terror herrscht: Kämpfer, die Regierung und die Politiker streiten um die Macht, um Ämter, ohne dass für sie das Schicksal der Südsudanesen eine Rolle spielt“. Einem Menschenleben werde zurzeit im Land kaum Bedeutung beigemessen: „Noch heute weiß niemand, nicht einmal die Regierung, wie viele Menschen seit Kriegsbeginn im Dezember 2013 gestorben sind“. Niemand zähle sie, führt der sudanesische Bischof aus. „Es sieht so aus, als hätten diejenigen, die durch Gewalt, Hunger oder Misshandlungen gestorben sind, einfach ‚Pech gehabt’. Sie waren zur falschen Zeit am falschen Ort. Ich kenne ältere Menschen, die aus ihren Häusern nicht schnell genug fliehen konnten, und an Ort und Stelle von Bewaffneten ermordet wurden“.

Msgr. Daniel Adwok

Bischof Adwok bittet darum, dass nicht nur für ein Ende der Kämpfe in Südsudan und für den Frieden gebetet wird. Am 23. Februar solle darüber hinaus auch für die Vertriebenen und die Flüchtlinge sowie insbesondere für die jungen Menschen gebetet werden. „Die meisten von ihnen sind arbeitslos. Sie haben keine Chance, ihre Ausbildung zu Ende zu machen. Häufig sind sie Waisenkinder, die für sich selbst und oft außerdem für jüngere Geschwister sorgen müssen. Die zahlreichen Herausforderungen, die sie bewältigen müssen, führen dazu, dass sie sich alleine fühlen und billigen Trost suchen. Häufig fallen sie deshalb in die Hände von gewalttätigen Gruppen.“

31 Kriege und bewaffnete Konflikte in 2017

Der Friedensaufruf des Heiligen Vaters ist die konkrete Antwort auf den  Schrei so vieler Opfer auf der ganzen Welt. Laut der Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung an der Universität Hamburg fanden 2017 insgesamt 31 Kriege und bewaffnete Konflikte statt. Das Päpstliche Hilfswerk Kirche in Not hat 2017 den afrikanischen Kontinent mit knapp 2000 Projekten und mehr als 24 Millionen Euro unterstützt. Es lädt alle Wohltäter und Helfer dazu ein, sich mit dem Gebets- und Fastentag am Freitag, den 23. Februar zu vereinigen.

Von Maria Lozano

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