Krise in Nicaragua – Kardinal Brenes gegenüber Kirche in Not: „Masaya steht unter Kugelhagel“

23/07/2018 Leuven – «Übt Druck auf die Regierung aus, damit sie die Bischöfe, die Priester und die Bevölkerung respektiere». So lautet der Aufruf, den Kardinal Leopoldo José Brenes Solorzano, der Erzbischof von Managua in Nicaragua, über die Päpstliche Stiftung Kirche in Not an die Weltöffentlichkeit richtet.

Der Kardinal berichtet zudem über die schwierige Situation in Masaya, einem 30 km südlich von Managua gelegenen Ort, der seinen Angaben zufolge zum Symbol des Widerstandes gegen die Regierung von Präsident Daniel Ortega geworden sei und seit Dienstag, den 17. Juli, 6 Uhr morgens (Ortszeit), von mehr als tausend Soldaten bzw. Polizisten belagert werde. Zurzeit gebe es keine Toten. Die Anzahl der Verletzten werde aber sicher hoch sein, denn die Stadt sei «unter starken Kugelhagel geraten».

In den vergangenen Stunden hat Kardinal Brenes die Bevölkerung von Masaya und anderer belagerter Gegenden, dazu aufgerufen, in den Häusern zu bleiben, damit es nicht noch zu weiteren Toten komme. «Dies ist eine sehr schwierige Zeit für das ganze Land».

Während sich die Zusammenstöße zwischen Anhängern der Regierung und der Opposition nun schon über Monate hinziehen, werde in diesem lateinamerikanischen Land die Kirche attackiert. Am 9. Juli seien der Kardinal,  sein Weihbischof José Silvio Báez und der Apostolische Nuntius, Erzbischof Waldemar Stanisław Sommertag, in der Basilika San Sebastián in Diriamba von Paramilitärs angegriffen worden. Am 16. Juli sei der Bischof von Estelí, Abelardo Mata, wie durch ein Wunder einem bewaffneten Hinterhalt, der militärähnlichen Kräften zugeschrieben werde, entkommen. Die Unterdrückung durch die sandinistischen Regierung von Daniel Ortega richte sich nunmehr direkt und völlig offen gegen die Kirche. Man habe den «Aufruf von Papst Franziskus, ein Feldlazarett zu sein»,  gehört und so hätten viele Pfarrgemeinden «denen, die Sicherheit suchten, Zuflucht und Verletzten Hilfe gewährt», erklärt der Kardinal. Der Regierung habe “dies sicher nicht gefallen, ebenso wenig wie unser eifriges Bemühen, diese paramilitärischen Kräfte einzudämmen».

In einer derart schwierigen Lage appelliert der Kardinal an den Westen und insbesondere an die Katholiken, die Regierung Ortega aufzufordern, die Kirche und das Volk von Nicaragua zu respektieren. «Zugleich rufe ich alle dazu auf, eine Gebetskette zu bilden und unsere Priester durch Messstipendien konkret zu unterstützen. Viele unserer Priester bekommen nämlich, da sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit zelebrieren müssen, keine Geldspenden und haben deshalb keinerlei Einkünfte für ihren Lebensunterhalt».

«Wir sind der Kirche und Bevölkerung von Nicaragua − in Solidarität und im Gebet − sehr verbunden», versichert Regina Lynch, Leiterin der Abteilung für die weltweiten Hilfsprojekte von Kirche in Not. «In den nächsten Monaten werden wir dieses lateinamerikanische Land besuchen, um das Band unserer Gemeinschaft im Gebet und in pastoraler Hilfe zu stärken».

Von Marta Petrosillo

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