Versöhnungsgeste junger Moslems an Christen aus Nordirak

11/01/2018 Löwen – In der zweitgrößten Stadt Mosul, im Norden von Irak, erklangen dieses Jahr zur Weihnachtszeit erstmals wieder die Kirchenglocken. Vier Jahr lang waren diese einst so vertrauten Melodien nicht zu hören gewesen. Die Christen konnte hier jetzt in der Kirche Mar Boulus (Sankt Paul) im Mosul-Bezirk Al-Mundshen ihre erste Messe nach dem Krieg feiern. Noch unmittelbar vor Weihnachten war es Christen erschwert worden, die Kirche in Mosul zu reinigen. Dann aber hatten junge Muslime die Initiative dazu ergriffen, auch die Kreuzzeichen wieder aufgestellt und die Christen zum Zeichen der Versöhnung eingeladen, Weihnachten in Mosul zu feiern.

Hohe Vertreter der Kirchen vor Ort hatten diese besondere Christmette in Mosul eigens für 400 vertriebene christliche Familien zelebriert. Die Feier leiteten Patriarch Louis Raphael I Sako und Bischof von Babylon Shlemun Warduni (beide Chaldäer), der Syrisch-Katholische Erzbischof Youhanna Boutros Moshe von Mosul sowie der Syrisch-Orthodoxe Metropolit Nicodemus Daoud Matti Sharaf. Unter den Ehrengästen waren auch die Präsidenten der Universitäten in Mosul und Ninive.

Die meisten christlichen Vertriebenen leben derzeit noch immer im Flüchtlingslager in Erbil. Laut Patriarch Sako haben sich jedoch inzwischen die ersten 60 Familien entschlossen, nach Mosul zurückzukehren. Sie sind jetzt wieder in Mosul. „Die Bemühungen der Kirchen, das Zusammenleben der Menschen vor Ort wieder auf neuer Basis friedvoller zu gestalten, tragen damit weitere Früchte,“ hält Andrzej Halemba fest, Nahost-Referent des internationalen Hilfswerks Kirche in Not.

„Hoffen wir, dass das Licht Jesu in ihren Herzen leuchtet und unsere verwundete Welt erhellt,“ sagte der Dominikanerpater Najeeb Michaeel, der diese besondere Christmette als einen Höhepunkt in der letzten Zeit miterlebte.

Rund 1,3 Millionen Christen lebten 2003 im Irak. Sie machten damals etwa acht Prozent der Bevölkerung aus. Heute ist ihre Zahl auf ca. 250.000 gesunken – ihr Anteil an der Bevölkerung liegt unter einem Prozent, wie das internationale Hilfswerk Kirche in Not informiert. In Mosul lebten zuletzt keine Christen mehr. Sie waren vor den IS-Terroristen geflüchtet und im kurdischen Gebiet im Nordosten Iraks, in der Stadt Erbil, untergekommen.

Das Päpstliche Hilfswerk kirche in Not unterstützt die Rückkehr der Christen in ihre irakischen Heimatgebiete. Unter dem Aufruf „Zurück zu den Wurzeln“ ist Kirche in Not ist am umfangreichen Wiederaufbau von Häusern und Kirchengebäuden in der Ninive-Ebene, unweit der Stadt Mosul, beteiligt. Mit ersten Erfolgen: Bereits ein Drittel der christlichen Binnenflüchtlinge ist in die Ninive-Ebene zurückgekehrt. Kirche in Not ruft weiter zu Spenden für die Rückkehr der irakischen Christen in ihre Heimat auf.

Von Carla Sponar

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