Aggressiver Nationalismus schürt religiösen Hass – und der Westen versäumt es zu handeln

22/11/2018 Leuven – Einem Bericht zufolge unternimmt der Westen nicht genug, um dieser neuen Krise eines repressiven Nationalismus zu begegnen

In zentralen Teilen der Welt ist eine Welle von aggressivem Nationalismus Ursache für zunehmende Gewalt und andere Formen von Einschüchterung gegenüber religiösen Minderheiten – und der Westen versäumt es, Worte der Besorgnis in Taten umzusetzen, so die Aussage eines gerade veröffentlichten Berichts.

Der Bericht zur Religionsfreiheit weltweit 2018, der eine Bewertung von 196 Ländern der Welt vornimmt, kommt zu dem Schluss, dass sowohl von Regierungsseite als auch von nicht-staatlichen Akteuren ausgeübter Ultranationalismus in verschiedenen Ländern, wie beispielsweise Indien, China und Myanmar, den Hass auf religiöse Minderheiten verstärkt hat.

Dieser alle zwei Jahre von dem Hilfswerk Kirche in Not veröffentlichte Bericht stellt fest, dass „religiöser Analphabetismus“, auch innerhalb der Medien, und das Ausbleiben politischen Handelns im Westen das Problem verschlimmert haben, und kommt weiter zu dem Schluss, dass viele religiöse Minderheiten hinter einem „Vorhang aus Gleichgültigkeit“ leiden.

Der Bericht zur Religionsfreiheit weltweit 2018 übt Kritik an Regierungen und erklärt: „Die meisten westlichen Regierungen haben es versäumt, religiösen Minderheiten schnellstmöglich die dringend benötige Unterstützung zukommen zu lassen, insbesondere vertriebenen Gemeinschaften, die in ihre Heimat zurückkehren wollen.“ Auch hätten Regierungen es versäumt, vertriebenen religiösen Minderheiten die Rückkehr zu ermögliche, obwohl sie diese selbst gefordert haben – zum Beispiel im Norden des Irak, nachdem der sogenannte Islamische Staat und andere militante Gruppen dort zurückgedrängt wurden.

Die Untersuchung des katholischen Hilfswerks kommt zu dem Ergebnis, dass die mediale Berichterstattung über den militanten Islam sich im Berichtszeitraum (2016-2018) beinahe ausschließlich mit Berichten über den Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat und ihm angeschlossene Gruppierungen beschäftigte, und die kontinuierliche Ausbreitung militanter islamistischer Bewegungen in Teilen Afrikas, des Nahen Ostens und Asiens weitgehend ignorierte.

Der wachsende Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten, den wichtigsten rivalisierenden Glaubensrichtungen des Islam, sei die treibende Kraft des zunehmenden Extremismus.

Während der vergangenen beiden Jahre habe sich die Situation religiöser Minderheiten in 18 von insgesamt 38 Ländern, in denen erhebliche Verletzungen der Religionsfreiheit stattfinden, nochmals erheblich verschlechtert.

Die zunehmende Intoleranz gegenüber religiösen Minderheiten führte dazu, dass erstmals in der neunzehnjährigen Geschichte des Berichts zwei neue Länder – Russland und Kirgisistan – der Kategorie „Diskriminierung“ zugeordnet wurden.

Der Bericht ergänzt, dass in einigen Fällen, wie zum Beispiel in Saudi-Arabien und Nordkorea, die Situation ohnehin bereits so schlecht war, dass sie sich im Berichtszeitraum nicht weiter verschlechtern konnte.

Der Bericht nimmt auch die extremistischer Angriffe auf westliche Ziele durch militante Kämpfer hin. Dieser „Nachbarschaftsterrorismus“ treffe die Herzen der liberalen Demokratien. Laut dem Bericht ist terroristische Gefahr „universell, unmittelbar und allgegenwärtig“.

Der Bericht zur Religionsfreiheit weltweit 2018 weist auch auf zunehmende Islamfeindlichkeit und wachsenden Antisemitismus im Westen hin.

Chefredakteur John Pontifex erklärte: „Aggressiver Ultranationalismus – sei es von Hard-Liner-Regierungen oder von gewalttätigen Extremistengruppen – hat zur Folge, dass religiöse Minderheiten sich in ihrem eigenen Land wie Fremde fühlen. Sie sind leichte Ziele in einem neuen Zeitalter der Ignoranz und Intoleranz.“

„Sicherlich gibt es Minderheiten wie die muslimischen Rohingya, deren Notlage im Westen gebührende Aufmerksamkeit erhielt, aber so viele andere – wie die Christen in Nigeria, die Ahmadiyya in Pakistan und die Bahai im Iran – fühlen sich vom Westen im Stich gelassen, wo die Religionsfreiheit auf der Prioritätenliste der Menschenrechte auf einen der unteren Plätze abgesunken ist.“

Von John Pontifex

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