Ermutigendes Schreiben des Präsidenten von Kirche in Not in Krisenzeiten

In diesem ermutigenden Brief an alle Freunde, Wohltäter, Mitarbeiter und Projektpartner von Kirche in Not, macht Thomas Heine-Geldern, Geschäftsführender Präsident der katholischen Hilfsorganisation (ACN International – Aid to the Church in Need), einen Aufruf zum gemeinsamen Gebet, um diese Zeit der Bedrängnis in Verbindung miteinander und mit unseren verfolgten Brüdern und Schwestern in der ganzen Welt zu überwinden.

Liebe Freunde,

als wir uns alle am Aschermittwoch auf die diesjährige Fastenzeit einstellten, hat keiner von uns daran gedacht, dass diese Bußzeit uns so herausfordern würde. In kürzester Frist haben wir erfahren, dass unsere irdische Sicherheit und Freiheit durch eine Pandemie erschüttert wird.

Eine solch außergewöhnliche Situation hat keiner von uns bisher bewusst so erlebt. Behördliche Maßnahmen, die für uns noch vor einigen Wochen undenkbar waren, halten wir jetzt für gut und vernünftig. Aber wie gut halten unser Glaube und unser Wissen um die Geborgenheit in Gott diese unerwarteten Erschütterungen aus?

Verständlich ist, dass wir uns zunächst Sorgen um uns bekannte Kranke und Opfer der Seuche machen. Dass wir an die Alten, die wir nicht mehr besuchen sollen, denken; oder an die Enkelkinder, die Ältere von uns nicht mehr aufnehmen dürfen. Für viele Menschen, sicherlich einige von Ihnen, kommen jetzt auch wirtschaftliche Sorgen hinzu.

Wir bemerken auch, dass es nicht mehr selbstverständlich ist, dass wir eine Heilige Messe besuchen und die Heilige Kommunion empfangen dürfen. So ergeht es vie-len unserer Brüder und Schwestern in Missionsgebieten oder auch in Diktaturen. Sie ringen um Messen und Sakramente. Und wir verstehen jetzt auch viel klarer, was es heißt, mit unseren Kindern Hauskirche zu halten und gemeinsam zu beten. So beten sie da, wo es keine Gotteshäuser gibt. Wir haben immerhin die Technik, die es uns ermöglicht, an Gottesdiensten durch Livestream oder andere Übertragungen teilzunehmen. So wird es uns erleichtert, nicht nur mit Gott, sondern auch mit unseren Freunden und mit der globalen Gemeinschaft der Gläubigen verbunden zu sein. Viele unserer leidenden und verfolgten Brüder und Schwestern müssen diese technischen Möglichkeiten entbehren.

Wir folgen Jesus Christus in dieser Fastenzeit viel unmittelbarer in die Wüste. Wir erfahren deutlicher in unseren Ängsten, was es bedeutet, sich auch von Gott zeitweise verlassen zu fühlen. Aber wir können uns immer wieder im Gebet füreinander aufrichten. Wir dürfen uns auf die Gewissheit stützen, dass die Brücke der Liebe und des Glaubens zwischen den Wohltätern, den Mitarbeitern von Kirche in Not und unseren Projektpartnern in aller Welt hält und unser gemeinsames Gebet diese globale Krise zu überwinden hilft. So haben wir gerade in den letzten Tagen unzählige Nachrichten aus Senegal, Burkina Faso, Brasilien, Haiti oder von den Philippinen erhalten, in denen uns das Gebet für alle Wohltäter von Kirche in Not zugesichert wird.

Unser gewohnter Alltag hat sich dramatisch verändert. Aber lassen wir uns von dem bewährten Grundsatz leiten, dass jede Krise eine Chance in sich birgt. Diese besteht darin, die plötzlich zur Verfügung stehende Zeit zu nutzen, um innerlich zu wachsen, um Gott näher zu kommen und dabei alle mitzunehmen, die uns am nächsten sind: unsere Ehepartner, Kinder, Geschwister und Eltern. Und dann auch unsere Geschwister im Glauben – in der Nachbarschaft und in der Welt.

Das geschieht im Gebet, allein oder gemeinsam, und es geschieht, indem wir Mühsale und Bedrängnisse der nun zu erwartenden Wochen für all jene aufopfern, denen wir momentan nicht direkt helfen können oder deren Situation durch Krankheit oder Einsamkeit härter ist als unsere. Denken wir auch an die Familien, die jetzt durch beengte Wohnungen besonders gefordert sind. Und vergessen wir bitte nicht unsere Brüder und Schwestern in jenen Ländern, in denen Christen auch jetzt verfolgt und diskriminiert werden – sie haben oft weitaus größere Sorgen als den Virus. Lasst uns zum Beispiel alle Priester in unseren Partnerländern, die für uns die Heilige Messe feiern können, weiterhin durch Messstipendien unterstützen.

Immer wieder durfte ich mich in den vergangenen Jahren bei Ihnen für Ihre Großzügigkeit und Ihre Hilfe für unsere bedrängten Brüder und Schwestern bedanken! Heute darf ich Sie auffordern, dass wir die drei Pfeiler von Kirche in Not, Gebet, Information und Aktion in kreativer Treue zu unserer Aufgabe weiterentwickeln und so die Krise als Chance nutzen, Zeugnis für Jesus Christus zu geben.

Vielleicht dauert dieses Jahr die Fastenzeit länger als im Kalender vorgesehen, aber Ostern kommt. Lasst uns gemeinsam die Zeit der Bedrängnis so nutzen, dass wir dann das Geheimnis der Auferstehung tiefer erfassen.

Dies wünscht uns allen

Ihr im Gebet verbundener

 

 

Thomas Heine-Geldern

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