Indien: Eine Liebe, die mit der Rente nicht aufhört

Msgr. William D’Souza und P. Aloysius

08/03/2018 Löwen – Sie haben ihr Leben Gott und der Nächstenliebe geweiht, indem sie einer Berufung folgten, die ihnen viel Verzicht abverlangte. Es sind sieben Priester, die vor Jahrzehnten ihr Zuhause in Südindien verließen, um für die Mission in den Norden des Landes zu gehen. Tausende von Kilometern entfernt, sowohl auf dem Atlas als auch im Glauben, haben diese Priester zwar nicht ihr Land verlassen, aber − in diesem ebenso großflächigen wie vielfältigen Kontinent Indien − ihre Muttersprache und frühere Gewohnheiten. Nun wohnen sie in einem kleinen Haus für ältere Priester. Wenn sie körperlich  mit den Jahren auch an Kräften nachgelassen haben, geistig ist dies keineswegs der Fall. Sie wollen weiterhin das Wesentliche ihrer Berufung leben: ihren Mitmenschen bis zum Tode dienen.

“Meine Mission war es und ist es, mit Christus zu leiden”  mit diesen Worten beschreibt Pater Joseph Mattathilani sein von sehr schweren Krankheiten gezeichnetes Leben – er litt an Gehirntuberkulose. “Ich blieb monatelang gelähmt. Einmal sagte man mir, es würden mir noch drei Tage bleiben”. Er vermittelt Frieden und Gelassenheit, trotz seiner angegriffenen Gesundheit. “Meine Mutter starb, als ich noch ein Kind war. Doch die Muttergottes sorgte für mich. Sie war es auch, die mich zu meiner Priesterberufung führte. Ich wollte mein Leben für meine Mitmenschen hingeben. Dabei war es wie ein Wunder, dass so viele Menschen mir so viel Liebe zurückgaben.“

Obgleich es ihm etwas schwer fällt zu sprechen, erzählt auch Pater George Theruvan von seinen Leiden. Mit seinen 87 Jahren erinnert er sich noch genau an einen der Angriffe auf die Missionsstation, bei dem Guerillakämpfer ihm eine Pistole an die Schläfe hielten  und Pater Georges dachte, seine letzte Stunde habe geschlagen. “Ich begann zu beten und bot Gott mein Leben an, während ich für diesen Moment um Frieden bat. Es waren zwei schreckliche Stunden. Aber, nachdem sie alles zerstört hatten, verschwanden sie.
Wir wurden nicht überall mit offenen Armen aufgenommen. Oft mussten wir von vorn anfangen. Wir alle können aber dennoch sagen, dass es die Mühe wert war und einfache Leute uns so viel Zuneigung und Dank entgegenbrachten.”

Pater Sebastian Puthenpura

Auch Pater Sebastian Puthenpura kann auf ein erfülltes Leben zurückblicken. “Wir zogen von einem Ort zum anderen, verbrachten jede Nacht in einem Dorf, in dem wir das Evangelium erklärten und die heiligen Sakramente feierten,” erinnert sich der 85-Jährige. Er erkannte früh “dass, wenn wir nicht die Frauen unterrichten, die Arbeit vergeblich sein würde. Die Kirche kann sich nicht fortentwickeln ohne diejenigen, die die Stützen der Zukunft der Gesellschaft sein werden: Die Mütter.” In jenen Tagen war es nicht leicht, Väter davon zu überzeugen, ihre Töchter auf die Schule zu schicken. In den ländlichen und armen Gebieten des Bundesstaates Bihar ist dies auch heute noch so.  Der Süden Indiens weist eine jahrhundertalte christliche Tradition auf, während die Erzdiözese Patna in der Region Bihar im Jahr 2019 erst ihre Hundertjahrfeier begehen wird.

Pater Sebastian kennt keine Verzagtheit: “Ich stützte mich immer und in allem auf unseren Herrn”. Auch in Zeiten, in denen kulturell bedingte Schwierigkeiten wegen der Unsicherheit in der Gegend zunahmen, in der es Terroristen und bewaffnete Banden gab. “Einst ging ich in ein Dorf, in dem elf kleine Mädchen lebten, die niemand in die Schule schicken wollte, da man dies für gefährlich hielt. Die Schule stand leer. Ich erinnerte mich damals daran, dass der heilige Josef ja der Beschützer des Jesuskindes war, sich mit ihm beschäftigte und für ihn sorgte; deshalb stellte ich die Schule unter seinen Schutz. Zwei Monate später wurde sie von 400 Kindern besucht”.

Mit seinen 90 Jahren ist Pater Aloysius Sequeira der älteste der Gruppe. “Ich wurde Priester, da ich Missionar werden wollte. Hierfür legte ich mehr als  3000 Kilometer zurück, um mein Leben für die Menschen einzusetzen. Ich wusste, dass der Herr alles vollenden würde. Dieses Jahr werde ich mein 60-jähriges Priesterjubiläum feiern und habe davon nicht einen Tag bereut.”

Pater Sebastian hatte einst eine gute Arbeitsstelle und alles, was ihm in Südindien zu einem bequemen und glücklichen Leben hätte verhelfen können. Doch eines Tages hörte er einen Bischof in Nordindien, der von der Mission sprach und fragte sich: “Was nützt es dir, wenn du die ganze Welt gewinnst? Wenn dir Gott fehlt, ist alles umsonst”. Er erinnert sich lebhaft: “Ich ging zu meinem Vater und sagte ihm: Ich werde Priester, verlasse meine Arbeit und folge dem Bischof. Dies ist nun schon über 50 Jahre her. Ich helfe immer noch, wo ich kann, vor allem durch das Sakrament der Versöhnung. Das charismatische Seelsorgezentrum  ruft mich manchmal an und bittet mich um Unterstützung, da sie mit ihrer Arbeit nicht nachkommen.”

Viele dieser Priester haben gesundheitliche Probleme. Insbesondere scheinen ihre Herzen etwas erschöpft zu sein, nachdem sie  so viel gekämpft und einfache und bescheidene Menschen aus so vielen Dörfern und ländlichen Regionen der Diözesen Patna und Buxar so sehr geliebt haben. Mit den Messstipendien, die sie durch die internationale Stiftung Kirche in Not erhalten, können sie einen Teil ihrer Gesundheitskosten begleichen. Ihre Dankbarkeit für die Stiftung und alle Wohltäter ist unermesslich: “Wir sind Missionare und  stehen hier quasi in vorderster Linie. Ihr aber helft uns aus euren Herkunftsorten mit eurem Gebet und der Hilfe, die ihr uns, über Kirche in Not, durch die Messstipendien zukommen lasst. So werdet auch ihr zu Missionaren, da wir zur Ehre Gottes zusammenarbeiten.”

Kirche in Not wendet einen  wichtigen Teil seiner Hilfsleistungen für Priestern in den ärmsten Gegenden (vor allem in Afrika und Asien) auf – mittels Messstipendien. , Davon werden ungefähr 1,5 Millionen heilige Messen im Jahr für  Anliegen  der Wohltäter gefeiert –  alle 22 Sekunden eine. Eine solche Unterstützung, wie in der Erzdiözese Patna, stellt ein unverzichtbares “Einkommen” dar, da Priester in vielen armen Regionen dieser Welt nicht auf die Hilfe der Gläubigen vor Ort zählen können, sondern, im Gegenteil, diese auch noch finanziell unterstützen müssen.

Von Maria Lozano

 

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