Iraq/Qaraqosh : Mit Putz und Ziegelsteinen den IS besiegen

„Kirche in Not“ hilft Christen, ihre zerstörten Häuser wiederaufzubauen

03/08/2018 Leuven – Haus um Haus werden die Zerstörungen, die der IS nach der Eroberung der christlichen Orte  in der irakischen Ninive-Ebene im August 2014 hinterließ, vergessen gemacht. Im „Niniveh-Rekonstruktion-Zentrum“ (Niniveh Reconstruction Center) laufen die Fäden des Wiederaufbaus der christlichen Orte zusammen. Jeden Tag werden hier mit Putz und Ziegelsteinen kleine Siege über den Terror des IS gefeiert. „Als ich im März 2017 nach der Befreiung Karakoschs erstmals wieder herkam, war alles entweder zerstört oder beschädigt. Das war ein sehr, sehr trauriger Anblick. Doch bereits damals sah ich, dass wir das wieder reparieren können“, sagt Sabah Zakaria. Der 60-jährige Ingenieur ist für die technische Koordination des Wiederaufbaus zuständig. Mit seinem Team von 70 Ingenieuren geht er die riesige Aufgabe an. Es geht um nichts weniger an, die Lebensgrundlagen für die Christen im Irak wiederherzustellen. „Häuser sind nicht alles, aber ohne bewohnbare Häuser ist alles nichts“, gibt Zakaria zu bedenken. Genauso wichtig sei es, die Sicherheit für die Bewohner zu gewährleisten oder Arbeitsplätze zu schaffen.

Das weltweite päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ unterstützt die Wiederaufbauarbeit der Ingenieure maßgeblich. Auch Zakarias eigenes Haus wurde mit Hilfe von „Kirche in Not“ wieder instand gesetzt. Die Mühen der Arbeit, findet der Ingenieur, waren nicht umsonst. „Es ist eine große Freude zu sehen, dass das Leben wieder ins unsere schöne Heimatstadt zurückkehrt“, erzählt er. Tatsächlich wirkt Karakosch – vor 2014 die größte christliche Stadt des Landes mit über 50000 Einwohnern – wieder wie eine pulsierende irakische Stadt.

Sicher, die Straßen sind noch voller Schlaglöcher. Der Staat hat kein Geld sie zu reparieren oder setzt andere Prioritäten. Aber die Hauptstraße ist voller Leben. Händler bieten Fleisch, Gemüse und Haushaltswaren an. Autos und Fußgänger kämpfen miteinander um Vorfahrt. Die Cafés sind gut besucht. Männer spielen darin Karten oder orientalischen Brettspiele Und erstmals hat sogar ein italienisches Restaurant eröffnet. „Die Normalität ist zu 80 Prozent zurück“, erklärt Zakaria optimistisch. Tatsächlich ist fast die Hälfte der Bewohner von Karakosch wieder zurückgekehrt.

Bei ihrer Wiederaufbauarbeit erhalten die Ingenieure Unterstützung von einem Team junger Leute.  Amjeed Tareq Hano ist einer von ihnen. Der 28-Jährige sitzt gutgelaunt in seinem Büro. Vor ihm liegt ein Stapel Dokumente. „Das sind Anträge auf Unterstützung“, erklärt der Helfer. „Je nach Schwere des Schadens wird Hilfe in unterschiedlicher Höhe gewährt. Voraussetzung ist, dass die Besitzer selber im Haus wohnen und bei der Renovierung mithelfen. So sparen wir Kosten und können mehr Menschen helfen.“ Amjeed hat sich bereits ehrenamtlich engagiert, als er selbst Flüchtling in Ankawa war, einem christlichen Stadtteil der kurdischen Hauptstadt Erbil. Der gelernte Krankenpfleger arbeitete in den Notarztpraxen, die für die Christen dort eingerichtet worden waren. „Ohne die Unterstützung der Kirche hätten wir es als Flüchtlinge nicht geschafft, zu überleben. Das ist auch jetzt so: Würde „Kirche in Not“ nicht helfen, ginge es hier nicht voran.“ Seine Entscheidung, mit seinen Eltern, den beiden Schwestern und den drei Brüdern im August 2017 zurückgekommen zu sein, bereut Amjeed keine Sekunde. Leicht ist der Alltag zwar nicht. Das Trinkwasser zum Beispiel muss aus Tanks abgefüllt werden. Es riecht penetrant nach Chlor.. „Wir müssen alles abkochen, ehe wir es trinken können.“ Auch die Stromversorgung wird nur durch Generatoren aufrecht gehalten., die Straßen sind schlecht. Von der Regierung kommt kein Dollar Unterstützung. Doch all das kann Amjeed nicht entmutigen. „Natürlich ist es alles andere als sicher, im Irak zu leben. Aber Heimat ist Heimat.“ Viele Freunde und Verwandte des jungen Mannes leben im Ausland, besonders in Australien. „Ich vermisse sie. Sie fehlen hier sehr.“ Trotz Aufforderung, es ihnen gleichzutun und den Irak zu verlassen, kommt für Amjeed Auswanderung nicht in Frage. „Ich bin jung und habe das Leben noch vor mir. Mit Gottes Hilfe will ich es in meiner Heimat Irak verbringen. Ich danke allen, die das möglich machen.“

Von Oliver Maksan

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