Philippinen: „Ein aktiver Verteidiger des Glaubens“

19/06/2018 Leuven – Erneut ist ein Priester auf den Philippinen einem Attentat zum Opfer gefallen. Der 43-jährige Richmond Nilo wurde am 10. Juni in der Kirche von Nueva Ecija, 160 Kilometer nördlich der Hauptstadt Manila, an den Stufen des Altars erschossen. Die Mörder konnten entkommen. Nilo hatte sich sozialpolitisch engagiert und gegen die Arbeit der Sekte „Iglesia ni Christo“ Stellung bezogen. Ihr gehören auf den Philippinen rund 2,7 Millionen Menschen an.

Die Tat war bereits der dritte tödliche Angriff auf einen Priester binnen sechs Monaten. Erst Anfang Juni hatte ein weiterer Priester nur knapp einen Mordanschlag überlebt. Die philippinischen Bischöfe sprechen in einer Erklärung von einem „brutalen Mord“. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz und Präsident von Aid to the Church in Need in Philippinen, Socrates Buenaventura Villegas, sieht den erneuten Priestermord als Zeichen einer stärker werdenden Opposition gegen die katholische Kirche. Gleichwohl werde man sich nicht den Mund verbieten lassen, sagte er.

Der junge Priester Richmond Nilo wurde ermordet, als er sich gerade auf die Sonntagsmesse vorbereitete. Was wissen Sie über die Umstände?

Erzbischof Socrates Buenaventura Villegas: Er kam gerade von der heiligen Messe in einer anderen Kirche. Er war gerade dabei, die Albe (weiße Tunika, die der Priester unter dem Messgewand trägt, Anm. d. Red.) anzuziehen, um einen weiteren Gottesdienst zu feiern. Er scherzte noch wie immer mit dem Ministranten. Da fielen vier Schüsse. Der Priester starb in der Nähe des Altars, unter einer Statue der Muttergottes.

Der ermordete Priester hat mehrfach die Lehre der „Iglesia ni Christo“ kritisiert, die als politisch sehr einflussreich gilt und durch eine aggressive Rhetorik gegenüber der katholischen Kirche auffällt. Es wurden Verdächtigungen auch an diese Richtung laut. Was wissen Sie darüber?

Die Angelegenheit wird untersucht. Was auch immer die Ermittler herausfinden: Es gibt keinen Grund, jemanden zu töten. Wir debattieren, wir diskutieren, aber wir sollten niemals auf Mord zurückgreifen, um Differenzen beizulegen.

Richmond Nilo ist bereits der dritte ermordete Priester seit Ende 2017. Woher kommt der Hass gegen den katholischen Klerus?

Nilo ist der vierte Priester, auf den geschossen wurde und das dritte Todesopfer. Er war ein Befürworter der Bewegung „Kaya Natin“ („Wir können“ auf Deutsch, Anm. d. Red.), die sich politisch und ethisch engagiert. Er war auch ein aktiver Verteidiger des katholischen Glaubens. Bei einer solchen Mission, die auf Glauben und Moral aufbaut, wird es immer Menschen geben, die nicht zustimmen oder sogar hasserfüllt sind. „Der Sklave ist nicht größer als sein Herr“, sagt Jesus. Aber eine solche Gegnerschaft ist dennoch kein Grund zu schweigen.

Ausländische Beobachter nennen die Philippinen „einen der gefährlichsten Orte für Menschenrechtler, Umweltaktivisten und kritische Journalisten“. Was kann die Kirche in so einer aufgeheizten Situation tun?

Die Kirche wird immer für Frieden und Barmherzigkeit eintreten. Rache ist mit unserer Botschaft nicht vereinbar. Unser erstes Werkzeug, um den sozialen Wandel zu erreichen, ist das Gebet. Nur Gott kann verhärtete Herzen erweichen. Unser zweites Werkzeug ist es, weiterhin Christus zu verkünden. Wir unterrichten, lehren und werden nie müde, die immer gleiche Botschaft zu verkünden. Das dritte Werkzeug ist der Dialog. Wir sprechen mit denen, die uns hassen oder unseren Glauben nicht teilen. Wir suchen die gemeinsame Basis.

Die politische Lage auf den Philippinen wird immer angespannter. Gleichzeitig kam es im Süden zu islamistischen Attacken. Droht das Land auseinanderzubrechen?

Wir vertrauen auf die Kraft Gottes. Wir haben keine Angst davor, getötet zu werden. Wir sollten lieber Angst haben zu töten. In gefährlichen Zeiten zu leben, ist Teil unserer Sendung als Christen in dieser Welt. Jesus sagte: „Fürchtet Euch nicht. Ich habe die Welt besiegt“. Die Kirche kann in jeder Situation überleben und gedeihen.

Von Tobias Lehner & Jonathan Luciano

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