Orientalische Kirchenführer erhoffen sich bleibende Impulse vom historischen Papstbesuch in Abu Dhabi

Patriarch Ibrahim Isaac Sidrak

05/02/2019 Leuven – Katholische Kirchenführer aus dem Nahen Osten haben die Bedeutung des Besuchs von Papst Franziskus in den Vereinigten Arabischen Emiraten hervorgehoben. „Ich glaube, das ist ein sehr positives Zeichen für die Beziehungen von Islam und Christentum in der Region“, so Patriarch Ibrahim Isaac Sidrak, Oberhaupt der koptisch-katholischen Kirche. Am Montag sagte er in Abu Dhabi gegenüber „Kirche in Not“: „Wir Christen in Ägypten dürfen neue Hoffnung schöpfen. Die Früchte werden nicht gleich zu sehen sein, aber die Botschaft von Toleranz und Brüderlichkeit ist ausgesät.“ Die Begegnung von Papst Franziskus und dem Großimam der Al Azhar-Universität von Kairo, Ahmed Al Tayeb, als einer der wichtigsten sunnitischen Autoritäten am Montag in Abu Dhabi sei kaum zu überschätzen, erklärte der Kirchenführer. „Dieser Besuch wird helfen, das falsche Bild zu korrigieren, das viele Muslime vom Christentum haben“, so der Patriarch der mit Rom unierten Kirche. „Umgekehrt werden viele Christen sehen, dass die Mehrheit der Muslime keine Terroristen sind. Die islamischen Autoritäten wollen zeigen, dass sie mit Terrorismus nichts zu tun haben.“

Auch im Heiligen Land erhofft man sich Impulse vom Papstbesuch. Gegenüber „Kirche in Not“ sagte Erzbischof Pierbattista Pizzaballa am Montag in Abu Dhabi: „Die Botschaft von Brüderlichkeit und Dialog, die der Papst auf die Arabische Halbinsel getragen hat, ist hoffentlich ein Same, der auch im Heiligen Land aufgeht“. Der Apostolische Administrator des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem hielt sich anlässlich des Besuchs von Papst Franziskus in dem Golfstaat auf. Es handelt sich um die erste Visite eines Papstes auf der Arabischen Halbinsel, dem Geburtsort des Islam, überhaupt. Pizzaballa erklärte weiter: „Wir können von einem solchen Besuch keine konkrete Lösung erwarten. Es kann nur allgemeine Statements geben. Das Treffen ist aber als solches bedeutsam, denn es versammelt religiöse Führer in einer Region, die die Wiege der monotheistischen Religionen ist, die aber auch von religiösen Konflikten erschüttert wird.

Erzbischof Pierbattista Pizzaballa

Da ist ein Treffen des Papstes und des Großimams ein wichtiges Zeichen.“ Erzbischof Pizzaballa stellte zudem fest, dass der christlich-islamische Dialog in eine neue Phase eingetreten sei. „Es gibt ein Vor und nach ISIS“, so der italienische Franziskaner. „Der islamisch-christliche Dialog begann vor langer Zeit. Aber er war sehr formal und allgemein. Mit dem Auftreten von ISIS wurde der Dialog konkreter und realistischer. Es geht allen Beteiligten darum, die Abirrungen zu stoppen und Töten und Massaker im Namen der Religion zu verhindern.“ Da die Religionen im Nahen und Mittleren Osten auch eine politische und soziale Dimension hätten, so der Erzbischof, gehe es jetzt darum, wie man im Alltag positive Beziehungen zueinander aufbauen könne.

Papst Franziskus nimmt am Montag an einem interreligiösen Treffen in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate teil. Das Zusammentreffen mit dem Großimam aus Kairo am Montag bildet neben der Messe mit 130000 Christen am Dienstag den Höhepunkt der dreitägigen Reise. Am Dienstag kehrt Papst Franziskus nach Rom zurück.

Von Oliver Maksan

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