Syrien: Die Elf von Marmarita: Jugendliche Freiwillige koordinieren die Hilfe für 2.000 Familien, die durch den Krieg in Syrien vertrieben wurden

27/04/2018 Leuven – Elf Jugendliche bilden das Team freiwilliger Mitarbeiter des Gemeindezentrums von Sankt Peter, der griechisch-katholischen Kirche in  Marmarita, im Herzen des Tales der Christen, einer Region in Syrien in der Nähe der Grenze zum Libanon. In dieser Gegend gibt es zahlreiche Menschen, die durch den Krieg vertrieben wurden und aus allen Landesteilen stammen: Damaskus, Homs, Aleppo, etc. Dieses Team freiwilliger Mitarbeiter koordiniert die Hilfe, die von der Päpstlichen Stiftung Kirche in Not für ungefähr 2.000 Familien im Monat geleistet wird. Sie sind die Boten, aber auch die Botschaft.

“Unsere Motivation ist Jesus. Hilfsbedürftigen Menschen helfen zu können, bewegt uns. Für mich persönlich ist dies auch der Grund, weiter in Syrien zu bleiben”, kommentiert Elías Jahloum, Koordinator des Gemeindezentrums, den alle “Ili” nennen. Sein Handy hört nicht auf zu klingeln, während er mit einer Delegation von Kirche in Not spricht: “Die Familien vertrauen mir sehr, für viele von ihnen gehöre ich zur Familie. Ich begleite die Kranken ins Krankenhaus und später besuche ich sie auch zu Hause”.

Die Unterstützung, die die Stiftung Kirche in Not die Kirche vor Ort gewährt, hat zwei Schwerpunkte: Einerseits die Bezahlung von Mieten. “Die vertriebenen Familien haben vor längerer Zeit ihre ganzen Ersparnisse verbraucht, um für einen Raum zu zahlen, in dem sie Zuflucht gefunden haben.. Die wenigen, die Arbeit gefunden haben, verdienen kaum genug zum Leben”, kommentiert Majd Jallhoum, Schwester von Ili und Sekretärin des Gemeindezentrums. “Das andere große Projekt ist die Gesundheitsversorgung und Bezahlung von Medikamenten. Es gibt im ganzen Tal der Christen keine öffentlichen Krankenhäuser. Behandlungen sind sehr teuer, ebenso wie auch die Medikamente”.

Alle sechs Monate stellt Kirche in Not für diese beiden Projekte 280.000 € zur Verfügung. “Wir unterstützen durch eine Mitkostenbeihilfe 340 Familien, die monatlich ungefähr 25.000 syrische Pfund pro Familieneinheit (50 Euro) erhalten. Man muss berücksichtigen, dass ein mittleres Einkommen in Syrien zurzeit kaum 60 Euro beträgt.”  In der Gegend des Tales der Christen beläuft sich eine Durchschnittsmiete auf 150 Euro im Monat. In den Sommermonaten steigt der Preis, da es – aufgrund des kühleren Klimas – eine  ‘touristische’ Gegend ist.

Keiner der jugendlichen freiwilligen Mitarbeiter wird für seine Arbeit bezahlt. Einige von ihnen wurden allerdings selbst vertrieben und bekommen Unterstützung für ihren eigenen Bedarf: “Ich, zum Beispiel, bekomme Hilfe für den Weg zur Universität und zurück. Sie befindet sich in Homs, eine Stunde mit dem Auto entfernt. Trotz des Krieges habe ich dank der Unterstützung durch  Kirche in Not mein Studium nicht aufgeben müssen ”, bekräftigt Issam Ahwesh, der  22 Jahre alt ist und  Ingenieurinformatik studiert. Dieses Jahr schließt er sein Studium ab: “Meine Mutter wäre sehr froh, wenn sie sehen könnte, wie ich hier helfe und dass ich endlich mein Studium werde abschließen können. Sie starb jedoch einige Jahre vor Ausbruch des Krieges”.

Ein ökumenisches Team

Die elf Jugendlichen des Gemeindezentrums von Marmarita gehören verschiedenen Kirchen mit unterschiedlichen Riten an. “Einige von uns sind griechisch-katholisch, andere syrisch-katholisch und andere orthodox. Wir machen keinen Unterschied, helfen alle da, wo wir können und stehen im Dienst von Pater Walid”. Walid Iskandafy ist ein  griechisch-katholischer Priester und zurzeit Pfarrer der Kirche Sankt Peter.

Die Jugendlichen bleiben nach der Arbeit noch da, um zusammen Fußball zu spielen. Raja Mallouhi, der in Homs Wirtschaft studiert, erzählt, er habe zuvor in einem Fußballclub seiner Stadt gespielt: “Mein Lieblingsverein hier ist Al-Karama, der beste Fußballverein des Landes vor dem Krieg. Außerhalb Syriens bin ich ein Fan von Atlético Madrid”.

Sie lachen, als Pater Iskandafy die Elf mit der Mannschaft von Real Madrid vergleicht: “Sie sind die Spieler und ich bin der Trainer, Zinedine Zidane”. Sie bilden ein sehr gutes Team. Der Priester erkennt an, dass sie immer, bei einem neuen Hilfegesuch oder einem Problem mit einer der Familien, zusammen darüber sprechen und versuchen, es gemeinsam zu lösen.

Vom Papst inspiriert

Lama Jomia hat gerade sein Tourismus-Studium abgeschlossen und kümmert sich darum, vertriebene Familien zu besuchen: “Vor einigen Jahren sagte Papst Franziskus zu uns Jugendlichen, dass wir keine Angst haben sollen, gegen den Strom zu schwimmen und Jesus treu zu sein. Diese Worte ermutigen uns, unsere Arbeit fortzusetzen, auch wenn es in unserem Land nur Krieg und Hass gibt”.

Der Glaube ist für sie der wichtigste Grund, um in Marmarita zu bleiben und denen zu helfen, die es am nötigsten haben. Ein anderer Jugendlicher der Gruppe, Rafic Assi, sagt zum Abschluss: “Den Jugendlichen Europas und der ganzen Welt möchte ich sagen,  dass materielle Dinge nicht das Wichtigste sind, dass sie ihr Leben gut nutzen und dafür dankbar sein sollen, im Frieden leben können. Unser eigenes Leben haben wir uns so nicht vorgestellt, aber wir geben die Hoffnung nicht auf”.

Von Josué Villalón

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