Die guten Samariter vom Tal der Christen in Syrien

04/06/2018 Leuven – Das Mzeina-Krankenhaus liegt im gleichnamigen Dorf, das zu dem Tal der Christen (Wadi Al-Nasara auf Arabisch) gehört. Diese ländliche Gegend liegt nah der Grenze zum Libanon auf halbem Weg von Homs zur Mittelmeerküste. „Das Krankenhaus wurde vor vier Jahren eröffnet. Seit zwei Jahren wächst die Zahl der Einlieferungen, der Operationen sowie der Grundversorgungen sehr schnell“, sagt Krankenhaus-Direktor Dr. Sam Abboud.

Der Krieg, der im Land weiterhin tobt, scheint sich aus der Gegend entfernt zu haben. Die Ärzte und die weiteren Krankenhausmitarbeiter versichern jedoch, dass die Lage unverändert oder gar schlechter geworden ist. „Es kommen Menschen auf der Suche nach Hilfe hierher, die in anderen Krankenhäusern nicht behandelt wurden, weil sie kein Geld haben. Wir schicken sie nicht einfach weg. Wir versuchen, ihnen im Rahmen unserer Möglichkeiten zu helfen“, so Toni Tannous, der Leiter der Physiotherapie-Abteilung.

Auch Ärzte und andere Mitarbeiter haben die Auswirkungen des Krieges am eigenen Leib erfahren: „Ich selbst“ – so Toni weiter – „musste wegen des Kriegs aus Homs flüchten. Wir alle spüren in irgendeiner Form die Verantwortung, so gut wie möglich zu helfen“. Jeden Monat werden hier Tausende behandelt, etwa fünfhundert Patienten liegen stationär im Krankenhaus. Es arbeitet zusammen mit dem Hilfszentrum St. Peter im benachbarten Dorf Marmarita  , das zur melkitisch-katholischen Kirche gehört.

„Vom Gesundheitszentrum der melkitischen Kirche in Marmarita aus betreuen wir mehr als hundert Notfälle im Monat. Darüber hinaus übernehmen wir die Zahlung von Medikamenten. Wir begleiten die Familien ins Krankenhaus. Wir haben eine Vereinbarung mit dem Mzeina-Krankenhaus, um sie zu betreuen“, erzählt Elias Jahloum, der ehrenamtlich die Arbeit im Hilfszentrum St. Peter koordiniert. „Im Tal der Christen gibt es keine staatlichen Krankenhäuser. Die nächsten befinden sich in Homs und Tartus, mindestens eine Autostunde entfernt – manchmal dauert die Fahrt wegen der Kontrollposten der Armee noch länger. Deswegen wird die von der Kirche in dieser Region angebotene Unterstützung der Gesundheitsversorgung von den mittellosen Kriegsvertriebenen sehr geschätzt.“

Elias begleitet eine Delegation der Päpstlichen Stiftung Kirche in Not beim Besuch einiger eingelieferter Kranker, deren Aufenthalt im Mzeina-Krankenhaus durch das Hilfszentrum St. Peter mit Unterstützung  von Kirche in Not finanziert wird. „Vielen Dank, Elias, dass Du uns besuchst. Auch Euren Wohltätern vielen Dank“, sagt Najwa Arabi. Die Familienmutter mittleren Alters wurde gerade am Magen operiert. „Wir wissen, dass uns Menschen in vielen Ländern helfen. Jeden Tag beten wir für sie, und wir danken Gott für ihre Unterstützung.“

Im nächsten Zimmer ist Maryam Hourani, die Mutter von Janadios. Der Einjährige erholt sich von einer Bronchiolitis. „Er war sehr krank. Als wir ihn ins Krankenhaus brachten, konnte er kaum atmen. Wir haben Elias Bescheid gesagt, und er sagte zu, dass das Hilfszentrum St. Peter die Krankenhauskosten übernehmen würde. Ich kann nur sagen: Vielen Dank!“. Genauso dankbar zeigt sich die junge Shasha Khoury. Sie erholt sich von einer Operation, bei der ihr ein Tumor aus der Brust entfernt wurde. „Ich bin im fünften Monat schwanger. Es ist ein Junge, der Fayez heißen wird – dies bedeutet ‚Sieger’“, sagt sie mit einem Lächeln.

Der HNO-Arzt Dr. Abboud erzählt, einige der Operationen würden hier kostenlos durchgeführt. Sie haben ein Sonderprogramm für hörgeschädigte Kinder und Jugendliche. „In vielen Fällen wurden die Hörschäden durch Bomben und Kriegsexplosionen verursacht.“ Die Hauptschwierigkeit sei der Mangel an Infrastruktur und an neuer medizinischer Ausstattung, um besser operieren zu können. Dazu kommen die ständigen Stromausfälle. „Allerdings haben wir dieses Jahr Arzneimittel bekommen, die noch vor kurzem in Syrien nicht zu haben waren.“

Am Ende unseres Besuches im Krankenhaus verabschieden sich Elias und Toni mit einer kräftigen Umarmung. Sie sind sehr kräftig gebaut und könnten Brüder sein. „Immer wenn ein schwieriger Fall von einem Mittellosen auftaucht, versuchen wir dadurch zu helfen, dass wir ihm Nachlässe gewähren und die Zahlung stunden. Wenn dies der Fall ist, rufen wir das Hilfszentrum St. Peter an. Wir wissen, dass Elias oder Pater Walid, der Pfarrer von St. Peter, immer auf unsere Bitten eingehen“, sagt Toni. Die Anwesenheit der Kirche und ihre Arbeit für Kriegsvertriebene und Mittellose retten buchstäblich viele Menschenleben.

Die Päpstliche Stiftung Kirche in Not unterstützt mit etwa 50.000 Euro monatlich das Hilfszentrum St. Peter in Marmarita. Ein Großteil dieser Summe wird für die Zahlung von Medikamenten und für die Gesundheitsfürsorge von mehr als 4.000 Menschen aufgewendet. „Wir brauchen weiterhin Eure Hilfe. Ihr seid die Hoffnung all dieser Menschen und ein großartiges Beispiel für unsere Gesellschaft“, sagt Dr. Abboud zum Abschied.

Von Josue Villalon

Wir verwenden Cookies auf dieser Website. Wenn Sie fortfahren, gehen wir davon aus, dass Sie dies zulassen.

Spenden

Melden Sie mich für den digitalen Newsletter an

Für ein gutes Datenmanagement benötigen wir diese Daten. Unsere Datenschutzerklärung