In der Ninive-Ebene im Irak wagt ein zehnjähriges Mädchen wieder zu träumen

17/01/2018 Löwen – Die zehnjährige Helda Khalid Jacob Hindi, eine Fünftklässlerin, ist um Worte nicht verlegen. Sie ist leidenschaftlich an ihrem Leben, ihrer Zukunft und derjenigen ihrer Angehörigen interessiert. Helda und ihre Familie — ihre Mutter, ihr Vater und ein jüngerer Bruder—sind kürzlich nach  Qaraqosh in der Ninive-Ebene des Irak zurückgekehrt, nachdem sie zuvor drei Jahre im Exil in Kurdistan verbracht hatten. Sie erinnert sich lebhaft an die Nacht des 6. August 2014, als der «Islamische Staat» (ISIS) ihre Stadt erstürmte und christliche Familien über Nacht fliehen mussten.

Sie kommentiert: “In unseren Straßen hörte man die Alarmglocken — wir mussten dieser Hölle aus Gewalt und Terror entkommen. Unterwegs weinte ich, ohne die Hoffnung, jemals wieder in meine Stadt, meine Schule zurückkehren zu können und meine Freunde wiederzusehen.  Wir wussten ja nicht, wie lange wir aus unserer geliebten Stadt vertrieben sein würden. So verging Tag um Tag für uns in Trauer und Pein, bis wir uns schließlich daran gewöhnten.“

Eines Tages wurde für vertriebene Kinder eine neue Schule gebaut und für Helda und ihre Familie begann ein neues Leben. Sie erinnert sich: “Ich war traurig, klammerte mich an die Hoffnung, zu meiner alten Schule zurückzukehren; aber ich schloss auch neue Freundschaften. Und nun, Gott sei Dank, sind wir in unsere Stadt zurückgekommen und ich bin wieder in meiner alten Schule, inmitten meiner früheren Freunde.”

Das Leben im Exil war hart, vielleicht besonders für ein stolzes Mädchen wie  Helda, die sagt: “Wir fühlten uns gedemütigt, als wir humanitäre Hilfe bekamen, da wir nicht dachten, dass wir eines Tages wie Bettler, wie unterdrückte Leute dastehen würden, ganz mittel- und machtlos.

“Wir hatten nur noch Gott und hörten niemals auf, an seine Macht und sein Erbarmen für all jene zu glauben, die im Irak und weltweit zu leiden haben. Wann auch immer wir uns im Glauben und Gebet an IHN wenden, fühlen wir tiefe Freude und grenzenloses Vertrauen.  Meine Familie, Freunde und Verwandte – wir fühlten uns niemals von Gott verlassen. Soweit ich zurückblicken kann, hat Gott mich immer begleitet. Gott ist überall mit mir und ich habe  immer Bilder von Jesus Christus und eine Bibel bei mir.“

Helda hat über ihr Heimatland durchaus eine eigene Meinung: “Manchmal möchte ich im Irak bleiben, da es mein Zuhause, mein geliebtes Land ist. Doch  dann möchte ich es auch wieder verlassen, besonders dann, wenn ich Fotos und Videos von Terrorangriffen sehe, denen unschuldige Menschen zum Opfer fallen.  Diese schrecklichen Szenen kann ich nicht ertragen.“ Wenn sie sich fürchtet, bittet sie  Gott um Rettung.

“Offen gesagt, bin ich mir über meine Zukunft im Irak nicht sicher. Falls wir weiterhin unter Krieg und Verfolgung zu leiden haben, so würde ich gerne mit meiner Familie das Land verlassen; wie lange wird es noch dauern, bis wir endlich in Sicherheit leben können?“ Heldas Botschaft an den Westen lautet: „Tut so viel ihr könnt, um Christen im Irak zu unterstützen, da diese hier von der völligen Auslöschung nicht mehr weit entfernt sind. Helft uns, habt Mitgefühl und ihr werdet von Gott dafür belohnt werden.  Wir sehnen uns nach stabilen Verhältnissen und Frieden. Lasst uns zusammenarbeiten und gemeinsam beten um Frieden und Liebe —für uns alle.”

Helda hat einen großen Lebenstraum:“ Meine Hobbies sind Malerei, Musik, Gesang und ich liebe auch die Schauspielerei. Doch mein großes Ziel ist —mit Gottes Hilfe —  Zahnärztin zu werden, Menschen in meiner näheren Umgebung, in meinem Land zu dienen, wo auch immer ich schließlich leben  werde.” Sie fügt jedoch hinzu: “Ich weiß nicht, womit ich beginnen soll, denn so vieles ist hier noch völlig ungeklärt. Was kommt für uns als Nächstes? Momentan ist dies noch sehr schwer zu sagen…”

Von 2014 bis September 2017 hat Kirche in Not über 34,5 Millionen Euro für Projekte im Irak bereitgestellt: 7 Millionen Euro für Wohnkosten, 11 Millionen Euro für Nahrungsmittel und andere Grundbedürfnisse für Binnenvertriebene in Erbil, sowie 1,8 Millionen Euro für den Wiederaufbau für Häuser und Kirchen in der Ninive-Ebene. Die päpstliche Stiftung hat bereits dazu beigetragen188 zu renovieren und zugesichert, noch weitere 404 Häuser in Qaraqosh/Baghdeda und 150 in Bartella zu erneuern.

Par Ragheb Elias Karash

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