Nigeria: Der Westen soll nicht warten, bis es zu einem Völkermord wie in Ruanda kommt

29/06/2018 Leuven – Gewaltsame Übergriffe durch Fulani-Viehhirten: Der Appell der Bischöfe des nigerianischen Middle Belts an Kirche in Not

Bischof William Amove Avenya

“Macht nicht denselben Fehler wie beim Völkermord in Ruanda. Er fand unter aller Augen statt, aber niemand hat ihn gestoppt. Und wir wissen genau, wie die Sache ausgegangen ist“, erklärt Bischof William Amove Avenya von Gboko, einer im mehrheitlich christlichen Bundesstaat Benue gelegenen Diözese, gegenüber der Päpstlichen Stiftung Kirche in Not. Bereits viele Male haben die Bischöfe des nigerianischen Middle Belts ihre Stimme erhoben, um ein immer besorgniserregenderes Phänomen anzuprangern. Es handelt sich um die Angriffe islamistischer Viehhirten vom Stamm der Fulani, die in den vergangenen Tagen erneut Übergriffe im Gebiet von Jos, der Hauptstadt des Bundesstaates Plateau, verübt und dabei mehr als 100 Menschen getötet haben.

Die Fulani-Viehhirten hätten ihre Herden seit Jahrhunderten im nigerianischen Middle Belt weiden lassen, wobei es seit jeher Zusammenstöße mit den einheimischen mehrheitlich christlichen Bauern gegeben habe, deren Ernte durch die Viehherden oft halbiert oder sogar zerstört worden sei. Während diese Konflikte in der Vergangenheit rein ethnisch oder wirtschaftlich geprägt gewesen seien, so scheine heutzutage „der religiöse Hintergrund die Oberhand zu gewinnen“. Offiziellen Angaben zufolge habe es seit Anfang des Jahres allein im Bundesstaat Benue 492 Opfer gegeben. Bischof Avenya ergänzt: „Es handelt sich um Kriminelle und Terroristen, aber in mehrheitlich muslimischen Gebieten verüben sie diese Taten nicht. Wir sind davon überzeugt, dass es sich um eine ethnische Säuberung an Christen handelt.“

Bischof Peter Iornzuul Adoboh von Katsina Ala (ebenfalls im Bundesstaat Benue) und Bischof Matthew Ishaya Audu von Lafia (im Bundesstaat Nassarawa) sind der Ansicht, es gebe „eine klare Agenda, den nigerianischen Middle Belt zu islamisieren“. Um dies zu erreichen, bediene man sich der Fulani. „Sie wollen die Christen treffen und die Regierung tut nichts, um sie aufzuhalten, weil auch Präsident Buhari dem Volksstamm der Fulani entstammt“, erklärt Bischof Audu. Diesen Verdacht nähre nicht nur die Tatsache, dass sie von der Regierung geschützt würden und die Bundespolizei tatenlos bleibe, sondern auch, dass die Fulani-Viehhirten mit immer anspruchsvolleren Waffen ausgestattet würden.

„Früher waren diese Viehhirten nur mit Stöcken bewaffnet“, erklärt Bischof Avenya. „Heute sind es Maschinengewehre vom Typ AK47. Es handelt sich um teure Waffen, die sie sich nicht leisten können. Wer stattet sie damit aus? Und dann gibt es in diesem Gebiet alle zwei Kilometer einen Checkpoint. Ist es möglich, dass bewaffnete Männer mit ihren Herden unsichtbar werden?“

Am 22. Mai haben alle nigerianischen Diözesen an einem Protestmarsch teilgenommen, um die Regierung dazu aufzufordern, die Christen zu beschützen. „Unsere Gläubigen werden getötet oder leben aufgrund der gewaltsamen Übergriffe als Flüchtlinge, und der Westen betrachtet die Fulani noch als internes Problem“, sagen die Bischöfe von Lafia und Katsina Ala. „Macht nicht dieselben Fehler wie im Fall von Ruanda, wartet nicht ab, bis ein Völkermord verübt wird, um einzuschreiten!“

Von Marta Petrosillo

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